1,2,3 SAUERFISCH - RELOADED
Efrat Stempler (Berlin/Israel)
IM RAHMEN DER INTERKULTURELLEN WOCHEN LEIPZIG
Sechs Figuren in einem Raum und eine tickende Bombe. Der Countdown läuft.
Sechs Menschen sind eingeschlossen in einem Raum. Jeder hat eine bestimmte Funktion und alle bilden eine seltsame Konstellation mit einem gemeinsamen Nenner – irgendwo ist eine tickende Bombe versteckt. Wo kommt der Angriff her? Aus dem Himmel? Aus dem Untergrund? Ist es Sprengstoff? Oder jemand hier im Raum? Wo ist die Bombe? Wer ist es? Wer kann das endlich stoppen? Wer kriegt wen, wer ist schuldig und wer hat angefangen? Wer läuft vor wem weg?
Ständiger Rollenwechsel diktiert das Geschehen. Jeder einzelne ist verdächtig, jeder könnte der Täter sein – auf jeden Fall ist jeder ein Opfer. Ein Wettlauf gegen die Uhr beginnt, das Verhalten der Gruppe wird durch die tickende Bombe diktiert. Intimität in einer extremen Situation, Solidarität in einer seltsamen Konstellation. Alle teilen die Anschuldigung unter sich auf. Verdacht. Konfusion. Ein Marathon ums Leben. Die Gruppe versucht zu überleben. In einer Zeit, in der Bomben laufen können bzw. menschliche Körper sind, verschiebt sich die gegenseitige Wahrnehmung. Der Raum wird zu einer Metapher einer ganzen Realität, die ständig auf der Kippe steht, der Überlebensinstinkt initiiert und manipuliert die Beziehungen darin. Der Rhythmus verdoppelt sich und die Entscheidungen werden spontan, schnell und laut.
Das Leben unter ständiger Bedrohung wird zu einem absurden Begriff. Die Macht einerseits und der Humor anderseits verschmelzen zu einem amorphen Gebilde. Zynismus ist die Folge. Oder?
Efrat Stempler hat ihre Kurzversion des Stücks von 2005 nach den Kämpfen zwischen der Hisbollah und Israel im Sommer 2006 um ihre in Berlin empfundene Verwirrung zwischen Verteidigen- und Verurteilenmüssen vertieft. Ihr ist die Verallgemeinerung der Selbstbefragung gelungen, indem sie den Gefechtskontext banalen menschlichen Gefühlen aussetzt. Dies alles ist sehr dicht und schnell choreographiert. Miona Petrovic, Brit Rodemund, Alexander Sieber, Anat Vaadia und Nicky Vanoppen tanzen derart unpathetisch und intensiv, Sound und Licht befördern so zwingend den Verfolgungswahn, dass man anhalten und aussteigen möchte. Langer kräftiger Applaus. Anschauen und Aushalten!
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG
1,2,3 SAUERFISCH RELOADED auf Tour:
1.+2. Mai 2008 DESANT-Festival, Teatr Jelenia Gora
9.-11. Mai 2008 PUMPWERK BERLIN, www.daspumpwerk.com
September 2008 Tanzhaus WASSERWERK Zürich (CH), www.tanzhaus-zürich.ch
Eine Produktion von Tanzhaus Leipzig und Efrat Stempler in Koproduktion mit dem Teatr Jelenia Gora, Das Pumpwerk Berlin und LOFFT - DAS THEATER.
Gefördert durch Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Stadt Leipzig – Kulturamt. Mit freundlicher Unterstützung von Stiftung ZURÜCKGEBEN, Y.T.S. Systems Ltd., European Cultural Foundation (STEP beyond), AVIVA – Online Magazin für Frauen.
Mit besonderem Dank an Martin Stiefermann.
MIT Philipp Danzeisen, Miona Petrovic, Brit Rodemund, Alexander Sieber, Anat Vaadia, Nicky Vanoppen
KONZEPT+REALISATION Efrat Stempler
CHOREOGRAPHIE Cie. Efrat Stempler
DRAMATURGIE Wojtek Klemm
MUSIK Philipp Danzeisen
BÜHNENKONZEPT Efrat Stempler
VIDEO Konstantin Hapke