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SPITZE

Doris Uhlich (Wien)

Eine Auseinandersetzung mit dem klassischen Tanz, seinen Menschen, seinen Hierarchien, seinen Illusionswelten, seinen Körperbildern.

Ausgangsmoment ist das romantische Ballett, das Aufkommen des Spitzentanzes im 19. Jahrhundert und der damit einhergehenden Idealisierung der Ballerina.

Das Interesse daran entwickelte sich aus Doris Uhlichs letzten Arbeiten mit älteren Menschen, die weder ausgebildete SchauspielerInnen noch TänzerInnen sind. In den Mittelpunkt gestellt wurden dabei die Robustheit und Fragilität ihrer Körper und ihre Gesten. SPITZE dagegen legt den Schwerpunkt nicht auf alltägliche Gesten, sondern auf den seit Jahrhunderten fixierten Code des klassischen Bühnentanzes.
Suanne Kirnbauer, 1. Solotänzerin i.R. der Wiener Staatsoper, Harald Baluch, Solotänzer und Doris Uhlich, die mit 30 Jahren mit dem Spitzentanz beginnt, treffen aufeinander. Die PerformerInnen verlassen ihre gewohnten Darstellungsmittel und Bühnenpräsenzen, finden neue Zugänge zur eigenen tänzerischen Biografie.

"Sie war schmächtig, es machte aus ihr ein Schattenwesen; sie war gleich einem Wölkchen, das sich an den Ufern eines blauen Sees erging, ein Nebelflöckchen, das der Wind am Wasserfall aufwirbelte! Ein Kranz von zartrosa Winden umschlang ihr Haar; hinter ihren gebrechlichen Schultern bebte ein Flügelpaar aus Pfauenfedern. Ihr Kleid schien aus dem Gewebe von Libellen, ihr Schuh aus dem Kelch einer Lilie verfertigt zu sein. Sie kam und entschwand wie ein Traumwesen; wenn man glaubte, sie sei dort, so war sie bereits anderswo." (ein Ballettomane über Marie Taglioni  – erste Meisterin des Spitzentanzes – in „La Sylphide“, 1832)

„Es begegnen sich unterschiedliche Menschen, die ohne den Ballettcode nie in Berührung gekommen wären.“ (Doris Uhlich)

„Frau Uhlich, wenn ich gewusst hätte, dass ich mit Ihnen arbeite, hätte ich die letzten 22 Jahre trainiert!“ (Susanne Kirnbauer)

„Das hab ich noch nie gesehen: Jemand beginnt mit 30 Spitzentanz und hat keine Parodie im Sinn.“ (Harald Baluch)

„Mich interessiert, das ‚Fleisch‘ im Ballett zu finden und gleichzeitig das Pathos so aufzuspüren, dass es hauchdünn bis voll fett inszeniert und mit ihm umgegangen werden kann. Dadurch werden die BalletttänzerIn und ich in einen Kontakt treten, der menschlich und zugleich kodifiziert ist.” (Doris Uhlich)

„Im klassischen Ballett gibt es vielfältige Konstruktionen, um Illusion zu erzeugen. Was aber passiert, wenn Ballettgesten auf eine Handbewegung reduziert werden?“ (Andrea Salzmann)

ANSCHLIEßEND (ca. 21.15 Uhr): PUBLIKUMSGESPRÄCH, moderiert von Prof. Dr. Patrick Primavesi (Direktor des Tanzarchivs Leipzig)


Eine Koproduktion von Doris Uhlich und brut Wien.
Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien und bm:ukk
Dieses Gastspiel wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung durch das Österreichische Kulturforum, Berlin.

  • Rollstuhlgerecht

CHOREOGRAPHIE Doris Uhlich 
DRAMATURGIE Andrea Salzmann 
MIT Harald Baluch, Susanne Kirnbauer, Doris Uhlich 
PRODUKTION Marlies Pillhofer 
DANK AN Nicole Schuchardt

Zugänglichkeit

  • Rollstuhlgerecht

Vergangene Termine

07.05.2010
Freitag, 20:00 Uhr
LOFFT – DAS THEATER, Saal